Anekdote aus der 12. Klasse
Es
geschah in der Oberstufe - ungefähr in der 12. Klasse.
Ich saß im
Religionsunterricht in der 8. Stunde. Unser Lehrer war ein aktiver
Pfarrer und für mein
Empfinden erstaunlich aufgeschlossen.
Wir sprachen also über Gott und
die Welt. Und das auf eine Weise, die mir tatsächlich gefiel.
Zu einem Thema hatte ich etwas zu
sagen und traute mich zu melden - was immer mit Aufregung verbunden war.
Ich kam auch dran. Und fing an zu
reden. Ich fühlte mich gut trotz Mittagstief, daher kam die Rede
erstaunlich
flüssig heraus. Ob es die Nervosität war, kombiniert mit
einer mittäglichen Trägheit von Verstand und Konzentration,
kann ich nicht mehr sagen: Plötzlich trat ich in meinem
Bewußtsein hinter mich selbst zurück und ES redete. Auf
meinen Körper hatte ich irgendwie keinen rechten Zugriff mehr. Ich
hörte mich
spannende Gedanken aussprechen - solche, die ich mir vorher nicht
überlegt hatte.
Als ich geendet hatte, war es eine Weile still im Klassenzimmer. Ich
fühlte mich
unsicher. Ein Teil von mir ruhte in etwas viel Größerem, der
andere war sehr aufgeregt. In meinem Bewußtsein wirbelte deshalb
einiges durcheinander, und es war mir peinlich.
Leider konnte ich mir in diesem Zustand der Durchlässigkeit nicht
merken, was aus mir herauskam. Damals war ich enttäuscht,
daß niemand den Gedankenfaden aufgenommen hat, so daß mein
Alltagsbewußtsein auch daran teilhaben konnte.
Heute nach Jahrzehnten weiß ich, daß ich medial gesprochen
hatte.
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